© © Oberösterreich Tourismus Martin Fickert
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Zum 200. Geburtstag des Komponistengenies gibt uns Autorin Karin Peschka einen Einblick in Anton Bruckners skurriles Innenleben und in ihre eigene Welt.

„Wenn man an Anton Bruckner denkt, hat man das Bild eines alten Mannes im Kopf. Ich möchte es um ein neues ergänzen, um das eines jungen, vielschichtigen Künstlers und dessen Lebensgefühl“, sagt die gebürtige Eferdingerin Karin Peschka. Sie ist die Autorin des Theaterstücks “Bruckners Affe”, das am 10. Juli 2024 im Stift Wilhering seine Uraufführung feiert. Darin wird das Leben des Jubilars von einer ganz neuen Seite betrachtet. Und was das alles mit einer skurrilen Affenbegegnung zu tun hat? Bleibt gespannt!

Die Sonne scheint, der Wind weht uns um die Ohren, als wir am Parkplatz des Stifts Wilhering die Autorin Karin Peschka treffen. Sie kommt uns mit einem Lächeln entgegen, zeigt uns stolz ihr T-Shirt. Darauf ein Affe in orange, der Affe des Buchcovers. Genau aus diesem Grund sind wir hier, eine tierische Begegnung, die Anton Bruckner vor mehr als einem Jahrhundert beeindruckte. 

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2024 feiert der oberösterreichische Komponist seinen 200. Geburtstag – Anlass dieses skurrile Aufeinandertreffen in ein Theaterstück zu verpacken: Bruckners Affe und der Name ist Programm. Ein Projekt des theaterSpectacels Wilhering unter der Regie von Joachim Rathke, das am 10. Juli 2024 seine Uraufführung im Stift feiert. Geschrieben von Karin Peschka.

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Ein besonderer Geburtstag.

Wir sitzen umgeben von grünen Pflanzen gemütlich im Palmenhaus des Stifts, einer der zentralen Spielorte des Stücks und der tierischen Begegnung Bruckners und plaudern mit Peschka. Gespielt wird an drei Orten: Scheune, Kirche und Palmenhaus – eine theatralische Wanderung auf den skurrilen Träumen Bruckners. Zurück zu Bruckner und dem Affen, und der Frage wie die Autorin den Affen getroffen hat. Ganz einfach, es war eine Auftragsarbeit, berichtet sie uns. Bereits zuvor hat sie eng mit dem Komponisten Rudolf Jungwirth zusammengearbeitet und dieser hat sie für das Theaterstück vorgeschlagen. Die Idee selbst stammt von Norbert Trawöger, künstlerischer Leiter des Brucknerjahres. Mit der Inszenierung wurde der österreichische Regisseur Joachim Rathke beauftragt. Ein Kompositum zu Ehren eines Ausnahmekünstlers, der 2024 einen runden Geburtstag feiert.

Im Rahmen der OÖ KulturEXPO finden Feierlichkeiten in ganz Oberösterreich statt, auch im Stift Wilhering. Aber was bedeutet eigentlich Kultur für die Preisträgerin des OÖ Landeskulturpreises? „Kultur ist wie man miteinander umgeht“, antwortet sie, „die Art wie man schreibt“. Manchmal sagen Kritiker:innen sie sei zu freundlich zu ihren Figuren, für sie ist dieser wertschätzende Umgang aber genau Teil dieser Kultur. Ihr persönliches Bruckner-Highlight im Superkulturjahr? Eines reicht nicht – zwei! Das kleine Highlight: ein gemeinsames Konzert mit ihrer Mutter im Brucknerhaus zur 3. Sinfonie, das große Highlight natürlich die Uraufführung des Theaterstücks am 10. Juli im Stift Wilhering.

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Einblick in die Innenwelt eines Komponisten.

Doch um was geht es genau in Bruckners Affe? So viel verrät uns die Autorin: „Es ist eine skurrile Wanderung durch die Traumwelt von Anton Bruckner, im Zentrum steht die tierische Begegnung mit dem Affen im Palmenhaus“. Alt und krank, so ist Bruckner vielen im Kopf, doch der soll dieses Mal nicht im Fokus stehen. Sie möchte ein anderes Bild von Bruckner vermitteln, das eines jungen, komplexen Tonkünstlers, der trotz vieler und oft sehr spontaner Heiratsanträge, zeitlebens doch nur mit seiner Musik verheiratet war.

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Zum oberösterreichischen Komponisten spürt Peschka eine besondere Verbindung: „die Heimatverbundenheit trotz der Ferne in Wien, die Liebe zum Dialekt und seine vielschichtige Persönlichkeit“. „Ja Bruckner, den hätte ich wirklich gerne persönlich kennen gelernt“, schwärmt die Autorin vom Ausnahmekünstler. Die Innenwelt des Komponisten beschreibt sie als komplex: „Bruckner war eine getriebene und sensible Person, für manche unverständlich, stets korrekt, freundlich, allerdings mit schwierigen Seiten und Zeiten, und nicht zu vergessen sein Humor, er hatte glaube ich, auf seine Weise Humor.“

© © theaterspectacel Wilhering
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Es war ein schönes Erlebnis den Affen zum Leben zu erwecken.

Die Frage nach der größten Herausforderung und der Lieblingsszene kann sie gleichzeitig beantworten: Die Begegnung mit dem Affen. Dieses besondere Aufeinandertreffen war auch im Schreibprozess nicht ganz einfach. Denn am Anfang hat der Affe nicht gesprochen - „es war ein schönes Erlebnis den Affen zum Leben zu erwecken und ihm eine eigene Stimme zu geben“, offenbart die Eferdingerin. Er ist auch ihre Lieblingsrolle im Theaterstück, neben Bruckners vielen Facetten und seiner langjährigen Haushälterin Kathi Kachelmaier. Bei der Inszenierung des Stücks lässt sie aber dem Regisseur Joachim Rathke freie Hand – „manchmal werde ich bei den Proben dabei sein, aber bei der Inszenierung vertraue ich Joachim“.

Ein Theater. Und ein Essay.

Zeitgleich mit der Uraufführung wird am 10. Juli auch ihr Essay mit dem Titel “Pizzicato” erscheinen. Der Essay ist eine Ergänzung zur bibliophilen Fassung des Theaterstücks. „Im Buch frage ich mich manchmal, ob ich Bruckner auf ein Podest stelle und dabei die Kellertür vergesse“, beschreibt sie ihre doch überwiegend positive Auseinandersetzung mit dem Komponisten. Einen Unterschied zwischen Buch und Theaterstück gibt es nur in Nuancen, da manche Passagen einfach besser zum Buch als auf die Bühne passen. Unsere Frage, wie es ist, zuerst das Stück und dann das Buch zu schreiben? Ihre simple Antwort: „Das Theaterstück stand im Vordergrund, damit der Regisseur rechtzeitig beginnen kann, es war vielmehr ein gleichzeitiger Prozess des Schreibens beider Werke“.

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Wer nun neugierig geworden ist und das Theaterstück live vor Ort im Stift Wilhering sehen möchte, muss schnell sein und sich Karten holen. Zum Vorverkauf geht es hier – rund 3.000 Karten wurden bereits verkauft! Wir sind auf jeden Fall dabei, wenn sich der Vorhang am 10. Juli das erste Mal öffnet und es heißt: Bruckners Affe – eine exotische Begegnung.

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Wordrap
Karin Peschka

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Mehr zu Karin Peschka und ihrer Welt.

Aufgewachsen ist die oberösterreichische Autorin als Wirtstochter nur unweit vom Stift, in der idyllischen 4.000-Einwohner-Stadtgemeinde Eferding. Heute lebt die Mutter eines Sohnes gemeinsam mit ihrem Mann in Wien, doch die enge Verbundenheit in ihre Heimat besteht und prägt. Eferding ist in ihrer Feder, in ihren Geschichten zu finden, besonders im Roman "Dschomba", für den sie das renommierte Robert-Musil-Stipendium erhalten hat. Dieser dreht sich um den „Serbenfriedhof“ in Deinham, einer ihrer Lieblingsorte in der Donauregion. „Still, mystisch und zaubrisch“, so beschreibt sie diesen Ort, „in der Abenddämmerung besuchen einen sogar die Hasen“.

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Noch viel mehr Zeit hat sie aber im elterlichen Wirtshaus „Zum Roten Krebs“ verbracht, dass sie Ende 1998 gemeinsam mit ihrer Schwester übernommen hat. Nicht als Wirtshaus, sondern als Eferdinger Gastzimmer. Wo heute in der gemütlichen Wirtshausstube Lesungen und Events stattfinden, wurde früher gut gespeist. Denn wenn Papa Anton „Toni“ Peschka mit seinen 90 Jahren den Kochlöffel schwingt, dann verzaubert er nicht nur seine Gäste am Tisch, sondern auch jeden Montag seine Leser:innen mit einem Rezept auf seinem Online-Kochblog „Herr Peschka kocht“. Darum verwundert es uns nicht, dass sie die Frage nach dem Lieblingsessen mit: „Alles was der Papa kocht, am liebsten Rahmsuppe mit Kartoffeln und pochiertem Ei“, mit einem Lächeln beantwortet.

Nicht nur gut gespeist wird bei den Peschkas am Küchentisch, sondern auch erzählt… „bei uns wird viel gelacht und es werden Geschichten erzählt, bei uns geht’s immer zu am Tisch“, schmunzelt die Autorin, „das Geschichten erzählen habe ich von meinem Vater“.

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Ein „zaubrischer“ Prozess.

„Wenn ich schreibe, ist das ein Bilder-in-Worte-Fassen, ein schwebendes Schreiben und aus Alltagssituationen werden Geschichten“. Es gibt kein klares Konzept, kein Storyboard, nur das ungefähre Ende schwebt Karin Peschka meistens im Kopf herum. 

Oft steht ein zentrales Wort im Fokus der Geschichte, wie das Wort „Fremdheit“ im Roman „Dschomba“. Ihre Figuren sind dynamisch, entwickeln sich ständig weiter. „Meine Charaktere setzen sich aus vielen verschiedenen Menschen, die ich beobachte, zusammen. Aus Gesten, aus Bewegungen, aus der Sprache – es ist ein Prozess der unbewussten Beobachtung“. Sie verknüpft das mit ihrer Kindheit in der Wirtshausstube, dort schaut man auch öfter nach den Gästen und entdeckt bei jedem Tischbesuch ein anderes besonders Wesensmerkmal. „Je öfter man hinschaut, desto öfter sieht man ein anderes Gesicht“.

Dialekt ist Sprache.

Ob sie schon immer Autorin werden wollte? Ihr beruflicher Werdegang sagt anderes: Sozialarbeiterin und dann viele Jahre beim ORF im Online-Bereich als Projektmanagerin, das Schreiben kam erst später. „Als Kind war die Schule für mich schwierig, ich war immer mit dem Kopf draußen, immer weg“, erzählt sie uns. 

Das Tagträumen als Inspiration und Tor zu einer anderen Welt. Am liebsten schwingt sie ihre Feder in der österreichischen Hochsprache, auch Dialekte sind für sie eine erstzunehmende Sprache. So hat sie bereits Haikus, dreizeilige japanische Kurzgedichte, im oberösterreichischen Dialekt verfasst. Eins ihrer Lieblingsdialektwörter: zum Abschied „Schau da zua!“.

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Unterwegs in der Welt, aber doch gern Zuhause.

Das Schreiben eröffnet ihr auch viele Möglichkeiten. Estland, Lettland, Litauen und Tschechien standen auf ihrer letzten Lesereise. Als Wirtshaustochter weiß sie das zu schätzen, in Gedanken an den Attersee Urlaub aus ihrer Kindheit verrät sie uns: „Bücher bringen mich an Orte, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich dort hinkommen würde“. Aber auch Zuhause in Wien oder Eferding fühlt sich Karin Peschka wohl.

Je nach Schreibprozess findet man sie dann im Café oder an ihrem kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer. Nicht ganz still, aber auch nicht zu laut, so beschreibt sie ihre perfekte Wohlfühlumgebung, damit die Kreativität sprießt.


„Schreiben ist das, was ich gut kann, das was mir gut tut“
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Wenn sie in Eferding ist, schätzt sie genau diese Bodenständigkeit. Diese Verherrlichung des Schreibens gibt es hier nicht. Lachend erzählt sie von einer witzigen Begegnung: „In meinen Gedanken vertieft habe ich auf dem Stadtplatz noch etwas auf meinen Einkaufszettel gekritzelt, als ein Passant mich fragte – na schreibst du an deinem neuen Roman? Meine Antwort darauf, ja und ich schreibe dich gerade hinein.“

Zeit zum Mittagessen.

Gemeinsam mit der Autorin sitzen wir mittlerweile im Stiftscafé und genießen den Ausblick auf die Kirche. Wir verstehen immer mehr, wieso dieser Ort auch für Anton Bruckner so besonders war. Ein Anruf von Peschkas Vater. Zeit zum Mittagessen. Auch für uns heißt es Abschied nehmen von der bodenständigen Eferdingerin, vieles haben wir über Bruckner und sein Leben erfahren.

Karin Peschka, geboren 1967 und aufgewachsen in Eferding, Mutter eines erwachsenen Sohnes. Gemeinsam mit ihrem Mann in Wien lebend. Seit 2014 freie Autorin. Ihr Debütroman „Watschenmann“ wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Literaturpreis Wartholz, Floriana Literaturpreis und dem Literaturpreis ALPHA. Für ihren Roman „FanniPold“ erhielt sie 2015 und 2016 das Elias Canetti Stipendium. 2023 Auszeichnung mit dem Landeskulturpreis Oberösterreich für Literatur.

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